Schießsport

Schießsport bei Olympischen Spielen

Die Geschichte des Schießsports

1896 bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit war Schießen auf Papierscheiben eine von neun Sportarten. 39 Schützen aus sieben Nationen nahmen in drei Pistolen- und zwei Gewehrdisziplinen daran teil. Medaillen wurden vergeben im 25m Armeerevolver, 25m Schnellfeuerpistole und 50m Pistole, sowie 200m Freies Gewehr in freiem Anschlag und 300m Freies Gewehr liegend. Bei den Spielen 1900 in Paris wurden mit dem Trapschießen erstmals eine Schrot- und mit dem Laufenden Hirsch eine weitere jagdliche Disziplin ausgetragen. Im Beiprogramm gab es zum ersten und einzigen Mal ein Schießen auf lebende Tauben. Den Laufenden Hirsch als Wettkampf auf ein bewegliches Ziel gab es in verschiedenen Formaten bis zu den Spielen 1924 in Paris und wurde als Laufende Scheibe in München 1972 wieder in den olympischen Disziplinenkanon aufgenommen, bevor er nach den Spielen 2004 in Athen endgültig daraus gestrichen wurde. Bei den dritten Olympischen Spielen 1904 in St. Louis gehörte das Schießen nicht zum Programm, ebenso 1928 in Amsterdam. Dazwischen gab es Schießwettbewerbe von 1908 in London bis 1924 in Paris und von 1932 Los Angeles bis heute ohne Unterbrechung.

Ein Sportschütze war es, der als einziger jemals sowohl in einem sportlichen als auch in einem olympischen Kunstwettbewerb (ausgetragen bis einschließlich 1948) eine Goldmedaille holte: Der Amerikaner Walter Winans wurde bei den Spielen 1908 in London Olympiasieger im Schießen auf den Laufenden Hirsch und vier Jahre später bei den Spielen in Stockholm mit seiner Bronzeplastik „An Amerikan Trotter“ Sieger im Kunstwettbewerb. Tragischerweise kam der Schöpfer des „Amerikanischen Trabers“ einige Jahre später selbst bei einem Trabrennen ums Leben.

Das olympische Programm war bei den frühen neuzeitlichen Spielen vom IOC nicht fest geregelt, sondern stark von den Interessen und Möglichkeiten der Ausrichterstädte abhängig, was zu einigen kuriosen Wettkämpfen führte, etwa beim Bogenschießen. Gleichzeitig litten die olympischen Schießwettbewerbe vor allem vor dem Ersten Weltkrieg stark unter den strengen Amateurregeln, sodass die europäischen Spitzenschützen aus den Niederlanden, der Schweiz, Österreich und Deutschland, die durch die Bank Berufsschützen waren, lieber an den oft gleichzeitig stattfindenden aber mit hohen Barpreisen dotierten Weltmeisterschaften teilnahmen. So bestand die olympische Siegermedaille bei den Spielen von 1908 in London zwar noch aus purem Gold. Aber der Feingoldpreis in dieser Zeit lag bei knapp 2.800 Mark pro Kilo, die Medaille wog 21 Gramm, was einen Materialwert von knapp 60 Mark ergibt. Ein Weltmeister dagegen erhielt 1.000 Francs, etwa 800 Mark in bar, und noch der Achtplatzierte fuhr mit 100 Franc nach Hause, hatte also mehr „verdient“ als der Olympiasieger.

Bei den Olympischen Spielen 1908 in London taucht erstmalig ein Deutscher in den Ergebnislisten des Schießturniers auf, Dr. Erich Wagner-Hohenlobbese in der Disziplin Freies Gewehr beliebiger Anschlag auf 1000 Yards. Der Berliner war nicht vom Deutschen Schützenbund nominiert, sondern begleitete die deutsche Mannschaft als ärztlicher Betreuer und es ist völlig unklar, wie er als offizieller deutscher Teilnehmer in den Wettkampf kam. Von 100 möglichen Punkten erreichte er 12 und wurde Letzter. Die Goldmedaille gewann mit 98 Punkten Joshua Millner, mit 61 Jahren auch einer der ältesten Olympiasieger überhaupt. Sein Anschlag war kurios: Er lag auf dem Rücken mit den Füßen zur Scheibe und zielte mit den Knien.

Die Sportgeräte, Gewehre und Pistolen, stammten hauptsächlich aus dem militärischen Bereich, allerdings gab es bei den Olympischen Spielen 1908, 1912, 1920 und 1936 auch einige wenige Kleinkaliberwettbewerbe. Bei den Spielen 1972 in München wurde zum letzten Mal mit einem großkalibrigen Gewehr in drei Stellungen auf 300 m geschossen. Seitdem dominiert – neben den Flinten – das Kleinkaliber. Luftgewehr auf 10m ist seit 1984, Luftpistole seit 1988 jeweils getrennt für Männer und Frauen olympische Disziplin. Zwischen 1968 und 1980 inklusive waren die Schießdisziplinen grundsätzlich offen, d.h. theoretisch konnten auch Frauen teilnehmen, was aber nur selten der Fall war. Bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal gewann die US-Amerikanerin Margret Murdock die Silbermedaille im Kleinkaliber-Dreistellungswettbewerb, die Chinesin Zhang Shan wurde 1992 in Barcelona Olympiasiegerin im Skeetschießen.